Hohe Kosten, schlechte Leistungen: Immer mehr Privatpatienten streiten sich mit ihrer Krankenversicherung
Premiumversorgung bei niedrigen Beiträgen. Noch immer werben viele private Krankenversicherer mit diesem Versprechen. Dass die Realität eine andere ist, belegt die aktuelle Statistik der Schlichtungsstelle der Branche.
Es geht aufwärts – zumindest, was die Unzufriedenheit der Kunden in der privaten Krankenversicherung anbelangt. Das zeigt der jetzt vorgelegte Tätigkeitsbericht der Schlichtungsstelle der Branche: Im Jahr 2022 haben sich demnach mehr Privatversicherte beim PKV-Ombudsmann über ihren Krankenversicherer beschwert als 2021: 6.429 Beschwerden waren es insgesamt – und damit 6,42 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Beitragserhöhungen und Leistungsverweigerungen sind die häufigsten Streitpunkte
Häufigster Beschwerdegrund waren (wie schon im Vorjahr) die zum Teil schmerzhaften Beitragsanpassungen der Gesellschaften. Dabei spielen auch die ab 2020 ergangenen Urteile des Bundesgerichtshofs eine maßgebliche Rolle. Sie bewirken nach wie vor, dass Versicherte ihre Rechte wahrnehmen und die Frage der Rechtmäßigkeit von Beitragsanpassungen geklärt wissen wollen.
Die massiv gestiegenen allgemeinen Lebenshaltungskosten dürften das Problem zusätzlich verschärft haben: Einige Versicherte äußerten gar die Befürchtung, sich die Beiträge für ihre private Krankenversicherung künftig nicht mehr leisten zu können.
Doch nicht nur die hohen Kosten machen Kunden Kummer. Auch was die Leistungen angeht, gibt es Ärger. So folgen auf Platz zwei der Statistik– wenn auch mit deutlichem Abstand – Fragen der medizinischen Notwendigkeit sowie Gebührenstreitigkeiten. Beide machen je 10,8 Prozent der Streitigkeiten aus. „Das belegt, dass es auch im vermeintlich privilegierten privaten Krankenversicherungsbereich Konflikte darüber geben kann, ob die Gesellschaft die Kosten einer Behandlung übernehmen muss, weil diese medizinisch notwendig ist“, sagt Jürgen Wahl, Rechtsanwalt für private Krankenversicherung in Hanau.
Ärger wegen des Kleingedruckten ist an der Tagesordnung
Während sich mit 80,5 Prozent die meisten Beschwerden auf die private Krankenvollversicherung bezogen, gab es mit Blick auf private Zusatzpolicen deutlich weniger Streit: Hier lag die Quote bei 16,3 Prozent.
Häufigster Beschwerdegrund waren hier Vertragsauslegungen. Sie machten 27,1 Prozent der Beschwerden aus. Zur Begründung heißt es im Tätigkeitsbericht der Schlichtungsstelle: „Da die Leistungen der Versicherer in diesem Bereich häufig im Zusammenhang mit Vorleistungen anderer Kostenträger stehen, sind die einzelnen Versicherungsbedingungen teilweise sehr komplex. Dem geschuldet kommt es – wie bei der Krankheitskostenvollversicherung – zwischen den Versicherten und den Unternehmen häufig zu Uneinigkeiten darüber, ob und in welchem Umfang der Versicherer Leistungen zu erbringen hat“.
Zweithäufigster Beschwerdegrund bei Zusatzpolicen war die Frage, ob ein Versicherungsfall bereits vor Vertragsbeginn eingetreten ist oder innerhalb der Vertragslaufzeit (12,1 Prozent). Die folgenden Plätze belegten auch hier Gebührenstreitigkeiten (7,8 Prozent) und Konflikte über die medizinische Notwendigkeit einer Behandlung (6,5 Prozent).
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